Sozialer Fachdialog zum Thema demografischer Wandel
Beim achten Sozialen Fachdialog des Landkreises Esslingen hat Landrat Musolf den demografischen Wandel als eine der größten Zukunftsaufgaben für den Landkreis bezeichnet. „Demografie ist kein Schreckgespenst, sondern ein Gestaltungsauftrag,“ sagte der Landrat zum Auftakt des Dialogs in Nürtingen.
Die Alterung der Bevölkerung schreitet voran, während die Geburtenrate weiter sinkt. Damit verschiebt sich die Altersstruktur im Landkreis spürbar: weniger junge Menschen, mehr ältere. Für den Landkreis bedeutet das nicht nur steigende Anforderungen an Pflege und soziale Sicherung, sondern auch die Chance, Alter als Ressource zu begreifen. Ältere Menschen bringen Erfahrung und Engagement mit, das für die Gesellschaft unverzichtbar ist. Das ist ein Fazit aus dem Sozialen Fachdialog, der vom Sozialdezernat in der Kreisverwaltung zur Kommunalen Integrierten Sozialplanung organisiert wird.
Bei der Veranstaltung in Nürtingen Anfang Dezember ist auch aufgezeigt worden: Gute Rahmenbedingungen sind entscheidend, um jungen Paaren die Familienplanung zu erleichtern. Prävention, Bildung und niedrigschwellige Hilfsangebote sollen Kinderarmut eindämmen und ein kinderfreundlicheres Klima schaffen. Ein weiterer Schlüssel liegt in der Zuwanderung. Migration stabilisiert die Bevölkerungsstruktur und mindert den Fachkräftemangel – vorausgesetzt, Integration gelingt. Sprachförderung, Anerkennungsberatung und interkulturelle Mentorinnen und Mentoren sind dabei zentrale Bausteine. „Integration ist kein einseitiger Prozess. Sie gelingt nur, wenn wir sie gemeinsam gestalten,“ sagte Musolf zu diesem Themenkomplex.
Die Folgen für Arbeitsmarkt und Sozialsystem durch eine alternde Gesellschaft sind schon heute sichtbar: Weniger Erwerbstätige bedeuten mehr Druck auf Renten- und Gesundheitssysteme. Und gleichzeitig wächst die Herausforderung, ausreichend Fachkräfte zu gewinnen. Der Landkreis diskutiert deshalb gezielt Steuerungsmöglichkeiten, um soziale Sicherung und Teilhabe langfristig zu gewährleisten. Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Während urbane Räume vor allem bezahlbaren Wohnraum und soziale Infrastruktur benötigen, stehen in ländlichen Gemeinden die Fragen der Mobilität und medizinischen Versorgung im Vordergrund. Die Finanzlage der Kommunen verschärft die Situation zusätzlich. Sozialausgaben stiegen seit 2022 um 63 Prozent, während die Einnahmen stagnieren.
Beim sogenannten World-Café des Fachdialogs haben Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Verbänden, Wohlfahrtspflege und Selbsthilfe praxisorientierte Ansätze entwickelt, die den Herausforderungen der Alterung, der sinkenden Geburtenrate und den Chancen einer Einwanderungsgesellschaft begegnen. Ziel ist es, eine solidarische, gerechte und zukunftsfähige Gesellschaft zu gestalten, in der der demografische Wandel nicht als Bedrohung, sondern als Chance verstanden wird.
Weitere Information
www.landkreis-esslingen.de, Stichwort Integrierte Sozialplanung



